
Beengter Radfahrstreifen an der Seckenheimer Straße: Ein plötzlich geöffnetes Autofenster reicht für einen schweren Unfall. © ADFC Mannheim
Der „holländische Griff" rettet Leben
„Dooring"-Unfälle treffen Radfahrende unverschuldet und können tödlich enden: Geparkte Autos werden zur Gefahr, wenn Türen unachtsam geöffnet werden. ADFC und Fahrradbeauftragte in Mannheim raten zu 1 m Abstand, Autofahrende zum „Holländischen Grif".
Unterwegs zu Fuß, mit dem Rad oder mit dem Auto – im öffentlichen Raum ist besonders in stark frequentierten Stadtlagen Rücksicht geboten, damit die Sicherheit der schwächeren Verkehrsteilnehmer gewährleistet ist. Konflikte mit dem Autoverkehr entstehen dabei auch oft in Zusammenhang mit geparkten Kraftfahrzeugen. Im Jahr 2020 berichtete die Unfallforschung der Versicherer (UDV), dass fast jeder fünfte Unfall innerorts, bei dem Fußgängerinnen und Fußgänger oder Radfahrende verletzt wurden, in direktem oder indirektem Zusammenhang mit parkenden Kraftfahrzeugen steht.
Mit dem Schlagwort „Dooring" werden Unfälle beschrieben, bei denen Radfahrende gegen eine plötzlich geöffnete Autotür prallen. Das unachtsame Öffnen von Autotüren gefährdet nicht nur Fahrradfahrende erheblich, sondern verstößt auch gegen die Straßenverkehrsordnung (§ 14, Absatz 1 StVO: „Wer ein- oder aussteigt, muss sich so verhalten, dass eine Gefährdung anderer am Verkehr Teilnehmenden ausgeschlossen ist.").
Die ehrenamtliche Mannheimer Fahrradbeauftragte Gabriele Fröhlich und der ADFC Mannheim raten Radfahrenden daher zu besonderer Vorsicht beim Passieren parkender Fahrzeuge und empfehlen mindestens einen Meter Abstand zu parkenden Fahrzeugen zu halten.
Ihr Appell geht an Autofahrende, beim Aussteigen aufzupassen: Aufofahrende können die „Dooring"-Unfälle leicht vermeiden, indem sie die linke Tür mit der rechten statt mit der linken Hand öffnen – diese einfache und kostenlose Maßnahme ist auch als „Holländischer-Griff" bekannt. Dadurch dreht sich der Oberkörper mitsamt dem Kopf automatisch in die Richtung des Bereichs, der durch den Rück- und den Seitenspiegel nicht sichtbar ist. Beifahrende öffnen die rechte Tür entsprechend mit der linken Hand und Personen auf der Rückbank einfach jeweils mit der Hand, die von der Tür weiter weg ist.
Ein Erklärvideo zum „Holländischen Griff" findet sich hier.
Der ADFC Mannheim weist darauf hin: Fehlt bei benutzungspflichtigen Radwegen der in den Richtlinien für Stadtstraßen (2006) sowie in Gerichtsurteilen geforderte Sicherheitsabstand von 0,75 bis 1 Meter zu parkenden Autos, bedeutet das für Radfahrende nicht nur ein hohes Verletzungsrisiko, sondern auch ein Haftungsrisiko durch mögliche Teilschuld. Unter Umständen kann dadurch sogar die Stadt in die Verantwortung geraten, wenn anerkannte Standards missachtet wurden.