
Stellungnahme zum Unfallschwerpunkt Möhlstraße
Die Möhlstraße ist nach dem Wegfall des Voltastegs eine der wenigen Nord-Süd-Verbindungen Mannheims. Doch zwischen Neckarauer Übergang und Seckenheimer Straße ist sie für Radfahrende gefährlich und unattraktiv – der ADFC fordert Lösungen.
Die Möhlstrase ist nach dem Wegfall des Voltastegs eine von nur zwei möglichen Nord-Süd-Verbindungen Mannheims, die nicht durch die Innenstadt/Schwetzinger Vorstadt führen. Allerdings ist die Situation an der Möhlstraße im Abschnitt zwischen dem Neckarauer Übergang und der Seckenheimer Straße für Radfahrende (und auch Fußgänger) unbefriedigend und ein großer Unfallschwerpunkt für Fahrradfahrende in Mannheim, wie Auswertungen des ADFC Mannheim zeigen (siehe hier und hier). Dafür gibt es unterschiedliche Gründe:
- Insbesondere ausfahrende PKWs aus der Tankstellen sind häufige Gefahrpunkte, da sich die Autofahrerende in aller Regel nach links auf den PKW-Verkehr konzentrieren und ein falsch fahrendes Fahrrad von rechts kommend leicht übersehen.
- Das gleiche gilt für PKWs, die in die Tankstelle einfahren und dabei Radfahrende auf dem Radweg übersehen. Beispielhaft hat im August 2022 ein Autofahrer Abbiegen in die Tankstelle einen 15-jährigen Radfahrer übersehen, wodurch der Jugendliche verletzt ins Krankenhaus gebracht werden musste.
- Des Weiteren wird der Radweg sehr oft (falsch) in beide Richtungen befahren. Hier ist insbesondere die Stelle um das Haltestellenhäuschen eine unangenehme Engstelle ist.
Unfälle beim Abbiegen oder Ein- und Ausfahren sind hinreichend bekannt. Uns ist jedoch wichtig, zunächst die Gründe für das Fahren entgegen der erlaubten Richtung darzustellen, bevor wir zu unseren Forderungen übergehen.
Falschfahrende Radler auf der Tankstellenseite – warum?
Das Fahren gegen die erlaubte Richtung liegt auch am umständlichen, zeitraubenden und fahrradunfreundlichen Umweg vom NH-Hotel bis zum Neckarauer Übergang. Ab dem NH-Hotel müsste über den Fußgängerüberweg mit Z-Führung auf die andere Straßenseite gewechselt werden. Dort ist der Platz für ein Fahrrad vollkommen undefiniert: Der Gehweg darf nicht betreten werden, die Radwegführung auf der Nordseite der Seckenheimer Straße ist an einer Ampel vorher beendet und für die Weiterfahrt in Richtung Möhlstraße ist unklar, ob hier die rechte Auto-Spur (in die Seckenheimer Straße) oder die mittlere Auto-Spur (in die Möhlstraße) genutzt werden muss/kann. Zudem ist vom Fußgängerüberweg aus unklar, wann die Geradeausspur Richtung Mühldorfer Straße sicher befahren werden kann, da das Signal vor der Autoampel liegt und ein zusätzliches rechts stehendes Ampelsignal fehlt.
Hat man den Hindernislauf gemeistert und korrekt in die Möhlstraße eingebogen, muss man die Seckenheimer Straße über vier Straßenbahngleise queren und in einem Zickzackkurs zwischen Straßenrand- und abgetrenntem Radweg wechseln, bis wieder eine brauchbare Radwegführung erreicht ist. Auch hier sind Unfälle bekannt. Doch die Odyssee geht weiter: Zum Neckarauer Übergang folgt noch ein Inselhopping über die zweimal zweispurige B 37, weitere Gleise und die unsynchronisierte Querung der einspurigen Möhlstraße. Erst danach erreicht man wieder den regulären Zweirichtungsradweg.
Der Zeitaufwand beträgt insgesamt das 10- bis 20-Fache des naheliegenden, wenn auch verbotenen, Geradeauswegs entlang der Tankstellen.
Lösungsvorschlag des ADFC Mannheim
Als ADFC Mannheim würden wir uns, nach Absprache mit verschiedenen verkehrspolitisch interessierten Mitgliedern, folgende vorübergehende Lösung wünschen:
- die Fahrtrichtung NH-Hotel - Neckarauer Übergang wird nicht als Radweg, aber als 'Gehweg, Fahrrad frei' freigegeben. Die Freigabe als „Gehweg, Fahrrad frei“ würde die tatsächliche Nutzung legitimieren, denn viele Radfahrende fahren dort Richtung Neckarau. Der legale Umweg ist unzumutbar und mindestens ebenso unfallträchtig.
- die Ein- und Ausfahrten der Tankstellen werden insofern erneuert, als mit deutlich roter Farbe und einem Zweirichtungs-Rad-Icon die Aufmerksamkeit der Autofahrerenden nicht nur auf die Blickrichtung links gelenkt wird, sondern auch auf die von rechts kommende Radfahrerenden hingewiesen wird. Das würde auch die Sicherheit von dort gehenden Fußgänger erhöhen.
- eine grundsätzliche Überarbeitung der Radwegebeziehung aus Richtung Luisenpark, Planetarium, Gewerbegebiet Fahrlach sollte baldmöglichst angegangen und planerisch auch die Radwegebeziehung nord-westlich der Möhlstraße (also auf Seiten der Schwetzinger Vorstadt) neu und vor allem fahrradfreundlich gestaltet werden.
Aus Sicht des ADFC Mannheim wäre diese Radwegebeziehung auch deswegen priorisiert anzugehen, da durch den Wegfall des Voltasteges die Möhlstraße als Nord-Süd-Verbindung die nächste Alternative nach der Verbindung über die SAP-Arena und den Rangierbahnhof ist. Durch die angestrebte Erhöhung des Radverkehrs in Mannheim wird sich die Nutzung dieser Verbindung - mit oder ohne Freigabe - dort deutlich vermehren und die Gefahren früher oder später in Unfällen niederschlagen.
Wir fordern, dass diese gefährliche Schwachstelle des Mannheimer Radverkehrsnetzes baldmöglichst entschärft werden könnte. Sollte es hierzu schon Vorplanungen geben, wären wir an einem Entwurf sehr interessiert. Sollte es noch keine Planung geben, würden wir gerne an einer Ideensammlung mitarbeiten.